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100 Jahre Ludgerusschule 
Die Geschichte der Ludgerusschule 

 

Vor dem Hintergrund einer mehr als 1200 Jahre alten Ortsgeschichte ist die Geschichte der Ludgerusschule eine junge Geschichte. Der Blick in die Schulchronik offenbart jedoch einen interessanten und wechselhaften Aspekt eines traditionsreichen Werdener Gebäudes.

Leider ist die alte von den Rektoren Müller und Hoff geführte Schulchronik in den Wirren der Zeit nach 1936 vernichtet worden und dadurch verlorengegangen. Rektor Willi Kuntze ist es jedoch zu verdanken, dass dennoch vieles aus der Gründungszeit und der Vorgeschichte unserer Schule zusammengetragen wurde und in der Schulchronik verzeichnet wurde. Er griff dabei auf Erinnerungen älterer Kolleginnen und Kollegen zurück. 

Die Vorgeschichte der Ludgerusschule beginnt im Wesentlichen am 1. April 1891. An diesem Tag zerfiel Werden in zwei katholische Pfarrbezirke, denen entsprechende Volksschulen zugeordnet waren. Für den südlichen Teil war es die damals neu errichtete Volksschule an der Bismarckstraße (bei der Eingemeindung in Wesselswerth unbenannt), für die der Lehrer Leo Müller als 1. Lehrer ernannt wurde (später Hauptlehrer, dann Rektor). Entsprechend den früheren Pfarreien wurde die Schule Clemensschule genannt. Da die Schule in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg bald unter Raummangel litt, ließ das „Preußische Hochbauamt Essen" an der damaligen Kölner Straße (heute Kellerstraße) ein neues zusätzliches Schulgebäude mit 7 Klassenräumen, einer Turnhalle und einer Hausmeisterwohnung errichten. Diesem Gebäude wurde von der Schuldeputation der Name „Ludgerusschule" gegeben. In den neuen Klassenzimmern wurden in der Folgezeit die Mädchen des Schulsystems Clemensschule-Ludgerusschule unterrichtet. Nachdem Rektor Müller 1921 in den Ruhestand trat, leitete der Rektor Peter Hoff das Schulsystem bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1936. Mit dem Wechsel in der Schulleitung änderte sich auch das Schulsystem. Die Clemensschule wurde zur damaligen „Hilfsschule", während die Ludgerusschule nun als eigenständige Volksschule unter der Leitung von Rektor Wilhelm Knipp weitergeführt wurde. Schon 1929 waren die Schulgebäude vom Fiskus in den Besitz der Stadt Essen übergegangen.

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Das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Schule

Die nationalsozialistische Schreckenszeit diktierte das dunkelste Kapitel der Schulgeschichte. Hierzu schrieb der Schulleiter Heinz Reick in einer Schrift zur Schulgeschichte: Der nationalsozialistische Arbeitsdienst war aus den ehemaligen Zuchthausgebäuden in die Ludgerusschule übergesiedelt und hatte ihr den Namen „Adolf-Hitler-Kaserne" gegeben. Von den hier kasernierten Arbeitsdienstlern, die sich „Werksoldaten" nannten, wurde der Werdener Sozialdemokrat Peter Burggraf in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 1933 so sehr misshandelt, daß er einen Tag später an den Verletzungen starb.
1939 wurde die Bekenntnisschule von den Nationalsozialisten in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt und erhielt den Namen Schlageter-Schule.
Vom Frühsommer 1943 an war praktisch der gesamte Schulunterricht ausgeschaltet. Die Klassen waren zum größten Teil in der Kinderlandverschickung, die verbliebenen Kinder blieben unbetreut.  Die Schulgebäude füllten sich dagegen immer mehr mit Belegungsgruppen, die die Schulen meist in einem wüsten Zustand hinterließen. Als die Kämpfe aufhörten, bot die Ludgerusschule ein trauriges Bild. Rektor Kunze schreibt dazu in der Chronik: „Die Ludgerusschule war vollständig verseucht und voll Ungeziefer und hier wie auch in der Luciusschule und in der Hilfsschule im Wesselswerth  lief das Regenwasser in die Räume".

Die Nachkriegszeit

1945 - Die Militärregierung hatte die Aufgabe, das Erziehungswesen in den westlichen Besatzungszonen neu zu ordnen. Wo sollte man mit der Umerziehung des Volkes beginnen, wenn nicht in den Schulen? Nur Lehrer, welche von der Militär-Regierung genehmigt waren, durften unterrichten. Alle Bücher und sonstigen Lehrmittel, vor allem Landkarten, die aus der nationalsozialistischen Zeit stammten, mussten abgeliefert werden. Auch das Liedgut wurde einer strengen Zensur unterworfen, aus dem Sportunterricht musste alles ausgeschaltet werden, was der  vormilitärischen Ausbildung hätte dienen können, z.B. Geländespiele.
Die Lust am Krafttraining mag ohnehin gering gewesen sein, denn nach Ostern 1948 vermerkt ein Bericht über die Schulverhältnisse an der Ludgerusschule: „45 % der Schüler haben Untergewicht, über 70 % haben schlechte Schuhe (Kläpperchen) , 35 % keine Wintermäntel, die übrige Bekleidung ist vielfach zerschlissen, oft zu klein. Die Kinder ermüden viel schneller und die Konzentration ist geringer".
Der Wille zum Wiederaufbau war auch in Werden und bei der Elternschaft der Ludgerus-Schule bewundernswert. Die Chronik berichtet vom Einsatz aller, von Tatkraft und Opferbereitschaft. Am 09.08.1945 war die Schule so weit behelfsmäßig hergerichtet, dass der Unterricht, wenn auch notdürftig, einsetzen konnte. Ersatz für die konfiszierten Bücher und Lehrmittel gab es zunächst nicht. Geschrieben wurde auf Packpapier und alten Geschäftspapieren. Die schöne Turnhalle, einst Vorzeigeobjekt der Stadt, war unbenutzbar, der Parkettboden herausgebrochen.
Trotzdem wurde gelernt und gearbeitet, sicher auch gesungen und gespielt.
Herr Kunze bescheinigt den Lehrern und Lehrerinnen „eine hohe sittliche Leistung angesichts der Schwierigkeiten und großen körperlichen Belastungen, unter denen sie arbeiteten."
Er schrieb im Schuljahr 1948/49 in der Schulchronik: „Die Lehrerbücherei enthielt nur 3 nach dem Krieg angeschaffte Bücher.
Als Schülerbücherei besaßen einige Klassen ein paar von Kindern geschenkte Bücher. Etwa ein Dutzend Landkarten, zum Teil arg verbraucht, und ein paar alte Bilder dazu waren der ziemlich gesamte Vorrat an Anschauungsmitteln. Sämtliche Klassenzimmer zeigten mit ihren verräucherten und verschmutzten Wänden und Decken ein abstoßendes Bild."
Doch auch Positives berichtet die Schulchronik: Schon im April 1949 erhielt die Ludgerusschule als erste Essener Schule eine „moderne Rundfunkanlage mit Lautsprechern in allen Klassen."
Also auch damals schon bemühte sich die Schule durch den Einsatz moderner Unterrichtsmittel, den Unterricht zeitnah zu gestalten. Allerdings mussten die Kinder noch bis 1955 auf ein „Plumpsklo" gehen, und bis 1959 wurde die Schule nur durch mehrere Kohleöfen beheizt.
Im Jahre 1961 erhielt das Hauptgebäude durch den Anbau an der Turnhalle sein heutiges Bild.

Auflösung der Volksschule

Das Schuljahr 1968 brachte die Teilung der alten Volksschule in Grund- und Hauptschule. Die Ludgerusschule wurde zur Grundschule mit dem Namen „Schule an der Kellerstraße".
Durch einen Schulstreik, der durch die Essener Presse ging, erzwangen Eltern, dass an der Schule in der Effmannstraße weiterhin Kinder in einem Abzweig der Kellerschule in zwei Klassen unterrichtet wurden. Diese Dependance wurde zwei Jahre später mit der Einrichtung eines Schulbusverkehrs aufgegeben. Im September 1969 erhielt die Schule durch einen Beschluss des Schulausschusses wieder ihren alten Namen: „Ludgerusschule".
Zwei bauliche Veränderungen gaben der Ludgerusschule das heutige Aussehen: Eine große Pausenhalle mit überdachtem Zugang wurde im Jahre 1972 errichtet, und 1974 wurde die Anzahl der Klassenräume durch die Errichtung eines Pavillons auf 10 erhöht.

Vom preußischen Drill zur lebendigen Schule der Gegenwart

Das Schulgebäude hat sein äußeres, ursprüngliches Erscheinungsbild weitgehend beibehalten. Grundlegend verändert hat sich der Bildungsbegriff der reformierten Grundschule. Wo früher der Rohrstock herrschte - „drei Schläge auf das Gesäß" waren, wie in der Chronik festgehalten, das übliche Strafmaß - herrscht heute eine freundliche Lernatmosphäre, in der sich Lehrer und Lehrerinnen als ermutigende und unterstützende Lernpartner der Kinder verstehen. Die Schule von heute versteht sich als Ort, an dem die Kinder sich wohl fühlen können und mit ihren unterschiedlichen Lebenserfahrungen, mit ihren Stärken und Schwächen angenommen werden. Sie ist Lebens-, Lern- und Erfahrungsraum zugleich, in welchem Kinder auf hohem Niveau lernen und auf die Zukunft vorbereitet werden. Diese Zukunft wird von den Heranwachsenden weit mehr verlangen als das Beherrschen der sogenannten Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens. Neben dem Bildungsauftrag steht gleichberechtigt der Erziehungsauftrag, der sich das Schaffen „sozialer Kultur" zum Ziel gemacht hat.

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